Was würde mein Mann und nach unserer Trennung – mein lieber Freund zum Krieg in der Ukraine sagen? Als Russe hatte er einen viel engeren, persönlicheren Bezug zu Russland als ich. Allein schon aus dem Grund, weil dort seine Verwandte und ArbeitskollegInnen lebten. Dort sind seine Eltern und sein Bruder beerdigt.
Eins weiß ich – in Deutschland fühlte Eugen sich angenommen und zu Hause. Hier hatte er neue Freundschaften geschlossen, scheute es nie, Deutsch zu reden und Gespräche über verschiedene, manchmal schwierige, Themen zu führen, auch wenn er die Sprache nicht perfekt beherrschte. Schon wenige Monate nach unserer Ankunft hatte er einen Job gefunden, zwar nicht in seinem Beruf als Lehrer, sondern als einfacher Fabrikarbeiter, aber die Arbeit befriedigte ihn und gab ihm das Gefühl, ein gleichwertiges Mitglied der Gesellschaft zu sein.
Schlagwort: Schreiben
Es macht mir Angst
Das russischsprachige Forum „Odnoklassniki“ (Mitschüler) hatte ich schon in meinem Blog erwähnt. In gewisser Weise ist es wie Facebook. Ich bin da auch angemeldet, ebenso wie viele meiner ehemaligen Mitschüler, Leute aus dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin. Einige leben in Deutschland, die anderen in Russland oder sonst wo auf der Welt. Obwohl ich schon mehrmals kurz davor war, die Mitgliedschaft zu beenden, habe ich es noch nicht getan. Es gibt da so viele Putin- und sogar Stalin-Anhänger, dass es manchmal nur noch widerlich ist. Gerade jetzt, in diesen schlimmen Zeiten, kristallisiert sich deutlich heraus, wer wer ist, und leider musste ich schon etliche Namen aus meinem Freundeskreis entfernen. Aber ich stehe auch im Kontakt mit Menschen, die ich sehr schätze, die kritisch das Geschehen in Russland sehen und sich nicht scheuen, ihre Meinung offen zu schreiben. Diese Menschen möchte ich dann doch nicht ohne Unterstützung lassen. Bedauerlicherweise sind wir in der Minderheit und ich gebe zu – das macht mir Angst. Was ist nur los mit der Welt?
„Es macht mir Angst“ weiterlesenWelten
Kurzgeschichte
(Dies ist die erste meiner nicht allzu vielen Kurzgeschichten, 2010 online gestellt und 2019 überarbeitet). 😊
Sie fand das Büchlein im Bus. Es lag zwischen den Sitzen auf dem grauen Boden und war wegen seines ebenso grauen Umschlags kaum zu erkennen. Jennifer hätte es vielleicht auch übersehen, wenn sie nicht mit dem Fuß dagegen gestoßen wäre. Zuerst hielt sie es für einen ganz gewöhnlichen Taschenkalender, den jemand verloren hatte. Sie hob das Büchlein auf, durchblätterte es flüchtig. Es war kein Kalender. Fast bis zur Hälfte eng beschrieben, sah es eher wie ein Notizbuch oder ein Tagebuch aus – ein Minitagebuch. Unwillkürlich las Jennifer einen Absatz: „Schon der nächste Augenblick zeigt mir, wie sehr ich mich irre. Ich sehe sie kommen – Freunde, die bereit sind, mir in meiner schlimmsten Stunde beizustehen. Mein Hilferuf wurde vernommen, wie leise er auch gewesen sein mag. Ich bin nicht allein – eine überwältigende Erfahrung für mich …“
„Welten“ weiterlesenIM WANDEL DES WIRs – Almanach 2021
Die Hölle – Teil 2
Kurzgeschichte
So verging der erste Tag ihrer Einsamkeit. Maja schlief in der Nacht wider Erwarten gut und fühlte sich am nächsten Morgen etwas entspannter, obwohl der rechte Fuß genauso schmerzte, wie zuvor und sich an ihrer Lage nichts geändert hatte. Sie war jetzt weniger mit dem Versuch beschäftigt, ihre Angst und Ungläubigkeit zu bändigen; sie richtete ihre Aufmerksamkeit mehr auf die Umgebung und deren eventuellen Veränderung, sah sich sehr genau die Wohnungsräume an, die Möbel, die Gegenstände und gewann tatsächlich das Gefühl, dass irgendetwas anders war.
War es ein bestimmter Blickwinkel? Ein geschärftes Wahrnehmungsvermögen? Ein besonderes Licht? Es kam Maja vor, als habe sich alles etwas verschoben, als sei das Tageslicht dunkler als sonst.
Die Hölle – Teil 1
Kurzgeschichte
Zum Wortspiel: „Es war ein verdammter Sonntagvormittag wie immer – nur Luna war nicht da“.
Noch im Schlaf, aber wissend, dass sie träumt, spürte Maja die Panik wachsen. Sie musste sofort aufwachen, sie musste heraus aus diesem Traum, zurück in die Wirklichkeit, sonst war es zu spät. In einem verzweifelten Versuch sich zu befreien, schnappte sie nach Luft, schrie und riss die Augen auf …
„Die Hölle – Teil 1“ weiterlesenSchritte der Einsamkeit
Kurzgeschichte
Die Idee kam wie auf Flügeln daher, als habe der frische Wind, der heute durch die Stadt fegte, sie irgendwo aufgewirbelt und werfe sie jetzt mit anerkennendem Pfiff der verwunderten Frau direkt an die Stirn. Er zerzauste ihr das Haar, strich die Treppe empor und verschwand hinter dem Gebäude. Danach herrschte Stille.
„Schritte der Einsamkeit“ weiterlesenBetreffend Familie
Zwanzig der insgesamt hundert Fragen habe ich nun beantwortet und … bin stecken geblieben. Demnächst soll es um die Eltern, Großeltern und Geschwister gehen. Darüber habe ich jedoch schon viel in meinem Buch und in früheren Beiträgen geschrieben. Das Gleiche noch einmal zu wiederholen oder zu umschreiben würde wenig Sinn ergeben und es fühlt sich auch irgendwie falsch an. Deswegen habe ich beschlossen, nicht weiterzumachen.
Ob ich vielleicht die eine oder andere der übrigen Fragen doch als Thema für einen Blogartikel aufgreife? Das überlege ich mir noch. 😉
Die Buttons unten führen zu drei meiner bereits auf der Homepage und in diesem Blog veröffentlichten Texte.
Der Vierjährige oder Schreiben macht frei
Mein Blog ist heute vier Jahre alt geworden. Klingt ein bisschen nach Kindergeburtstag, für einen Blog jedoch sind vier Jahre kein schlechtes Alter, um über Erfolge und Fortschritte berichten zu können und auch zu dürfen.
Alles hat mit einem NETzWorking-Kurs für Bibliotheksangestellte angefangen … dann konnte ich nicht mehr aufhören und der Blog wuchs über den Kurs hinaus – zu einem kleinen „Universum“. Meinem Universum.
Kinderreime
16. Welchen Kinderreim, Abzählreim können Sie heute noch?
Zu dieser Frage gibt es nicht viel zu berichten. Zwei deutsche Kinderreime sind mir noch halbwegs im Gedächtnis geblieben. Aber auch nur, weil mein Vater beim Spielen mit seinen Enkelkindern diese Verse aufsagte. Wenn er dann noch mit den Kleinen die entsprechenden Bewegungen machte, konnten die sich vor Lachen kaum einkriegen. (Ich war da natürlich schon etwas älter, sonst hätte ich mich gar nicht mehr daran erinnert 😉).
„Kinderreime“ weiterlesenFreundschaft ist etwas sehr Wertvolles
15. Wer war der beste Freund, die beste Freundin? Was war das Besondere an ihm/ihr?
Gestern habe ich von meiner besten Freundin geträumt … Wahrscheinlich deswegen, weil ich mich in den letzten Tagen mit der entsprechenden Frage wieder einmal auseinandersetzte. Im Traum trafen wir uns und wir sprachen uns endlich aus. Sie sagte mir, dass sie mich sehr vermisse, aber gewisse Umstände (Menschen) hindern sie daran, mit mir Kontakt aufzunehmen. Zum Schluss haben wir uns sogar umarmt und beide geweint. Ich weiß nicht, ob ich dem Traum Glauben schenken soll, aber es war ein wunderbares Gefühl, so vertraut wie früher miteinander umzugehen, einander aus dem eigenen Leben zu erzählen und einander zuzuhören.
„Freundschaft ist etwas sehr Wertvolles“ weiterlesen„Ich bin eine dreifache Regelbrecherin“ – Interview
Die Autorin Rosa Ananitschev im Gespräch über russlanddeutsche Literatur, persönliche Erfahrungen und Tabus in der russlanddeutschen Community:
„Ich bin eine dreifache Regelbrecherin“ – o[s]tklick – demokratisch antworten
Das Interview auch in russischer Sprache auf guru-art.com (übersetzt von Katharina Martin-Virolainen):
Inspiriert durch Corona
Vor einiger Zeit riefen die Freunde der Stadtbücherei Lüdenscheid zu einem Schreibwettbewerb auf. Thema: „Erfahrungen mit der Corona-Pandemie“. Die Idee dazu kam von einer Lüdenscheiderin. Bürgermeister Sebastian Wagemeyer übernahm die Schirmherrschaft über das Projekt. Nun sind einige Texte und sogar Gedichte zusammengekommen. Mit dabei auch ein Beitrag von mir: „Corona und die Diktatur“. Es ist mehr oder weniger eine Zusammenfassung meiner Gedanken, die ich schon in diesem Blog mit euch geteilt habe.
Die Textsammlung gibt es nur online. Ihr findet sie auf der Homepage: Freunde der Stadtbuecherei Luedenscheid – Aktuelles
Oder direkt hier als PDF-Datei:

Neuer Schreibwettbewerb
Ein neuer spannender Literaturwettbewerb, ausgeschrieben vom Q5 Verlag, ist am Start. Schon ab heute können Texte eingesandt werden.
Macht mit!
Wie es geht?
Klickt einfach auf den Link oder das Bild unten und ihr werdet alles erfahren. 😉
Für den guten Zweck – Spendebücher des Q5 Verlags
Im Schatten
Alles, was in Deutschland nicht zu gebrauchen war, ließ ich in Russland zurück, nicht nur materielle Dinge, auch veraltete Lebenseinstellungen und einige Gewohnheiten im Alltag. Nur die Depression konnte ich nicht so einfach loswerden, sie blieb in meinen Schatten versteckt und sobald sie die erstbeste Gelegenheit bekam, trat sie hervor. Lange hatte sie nicht warten müssen, schon bei der Ankunft am 4. Dezember 1992 im Frankfurter Flughafen schlug sie erbarmungslos zu. Seitdem läuft sie zwar meistens nebenher, findet jedoch ab und an immer noch ein passendes Schlupfloch, um sich zu zeigen und mir den Weg zu erschweren.
„Im Schatten“ weiterlesenFeedback der besonderen Art
… und das Autorenherz schlägt höher. 💗
Eine Leserin aus Hemer ist so sehr von meinem Buch „In der sibirischen Kälte“ beeindruckt, dass sie das Buchcover nachgemalt und das Bild vor ihrer Haustür aufgestellt hat.
Ich bin überwältigt …




Für die Ewigkeit
Beitrag für Blog q5 zum Thema „Zeit anhalten“
Sie läuft stetig weiter – die Zeit, unerbittlich, unbeeindruckt von Katastrophen und Geschehnissen des menschlichen Daseins. Sie lässt sich nicht abstellen, neu aufziehen oder anhalten. Man hat sogar den Eindruck, ihre Fahrt nimmt zu, mit jedem gelebten Jahr schreitet sie schneller voran.
Ich blicke zurück auf die breite Zeitspanne von 66 Jahren und denke: Das meiste hast du schon hinter dir, das wenigste bleibt dir noch. Ich suche nach Momenten, die in meinem Leben einmalig waren, nach Augenblicken des vollkommenen Glücks. Welche würde ich verewigen, wenn mir das möglich wäre?
In der Tinte
Diesen Text fand ich neulich in meinem alten Notizbuch, das noch aus der Zeit der Schreibwerkstatt stammt (1994). Die Aufgabe der Kursleiterin war – jeder Teilnehmer wirft ein Wort in den Raum und schreibt dann eine kleine Geschichte, in der alle vorgeschlagenen Wörter vorkommen müssen.
Blödsinn – zugegeben – das, was ich daraus gemacht habe, doch irgendwie auch witzig. (Die Fehler habe ich eben beseitigt 😉).
Lachen muss ich jetzt noch, jedoch mit einem Seufzer bei dem Gedanken, wie jung (relativ), aber unerfahren ich damals im Deutsch-Schreiben war … Nun beherrsche ich gut (relativ) die Sprache, bin aber alt (relativ) und nicht mehr so fit, um meine Kenntnisse in vollem Umfang anwenden zu können. Was sagt man dazu? … So ist das Leben und der Lauf der Dinge? …😊
Es war einmal weiß
Blog-Geburtstag
Rosas Blog ist drei Jahre alt geworden!
Entstanden ist er im Rahmen eines NETzWorking-Kurses und immer noch am Leben (wie man sieht 😃), obwohl fast alle anderen KursteilnehmerInnen ihre Übungs-Blogs abgemeldet haben. Das Schreiben macht mir nach wie vor viel Spaß, auch wenn ich ohnehin schon seit 2014 eine eigene Homepage mit eingebundenem Blog führe. Manchmal sind dann die Beiträge doppelt veröffentlicht, aber das macht ja nichts. Doppelt hält bekanntlich besser (und bringt vielleicht sogar mehr Leser).😊
Ein bisschen Statistik:
In den drei Jahren wurde „Mein Universum“ 2865 mal aufgerufen. Ob das viel oder wenig ist, kann ich nicht beurteilen, bin jedoch mit der Zahl völlig zufrieden.
Drei Beiträge (von insgesamt 113) mit den meisten Klicks möchte ich euch gern vorstellen:
Mit 381 Klicks steht am 1. Platz: Mischas Verbrechen
Am 2. Platz mit 214 Klicks: NETzWorking sei Dank
Am 3. Platz mit 115 Klicks: Da ist Leben drin
Alle drei, wie ich selbst finde, haben die Anerkennung verdient.
Zu meinem persönlichen Favoriten gehört: NETzWorking sei Dank
Fazit: Mein Blog wird noch viele weitere Geburtstage feiern (wenn alles gut geht) 😉
