Ein Tipp aus den täglichen Schreibanregungen des WordPress fiel mir heute ins Auge:
Nenne eine Frage, die du gar nicht gern gestellt bekommst. Warum?
Es ist nicht bloß eine Frage, sie klingt bisweilen schon als Feststellung: „A, du bist eine Russin?“
Früher hörte ich sie allerdings öfter, aber auch da schon sträubte sich alles in mir dagegen. „Nein, bin ich nicht! Ich bin eine Deutsche, in Russland geboren.“
Ich wollte schon damals keine Russin sein und heute will ich es nun gar nicht. Nein, ich möchte nicht mit dem Volk in Verbindung gebracht werden, das einen Vernichtungskrieg führt.
Manchmal sagt man mir auch nach, ich habe eine russische Seele. Diesen Spruch kann ich ebenso wenig leiden. Meiner Meinung nach, gibt es keine russische, deutsche, italienische oder ukrainische Seele, es gibt nur eine – die menschliche! Oder aber es gibt Zweibeiner ohne Seele. Zu denen zähle ich all diejenigen, die in Russland dafür stimmen, geradezu aufrufen, andere Menschen und sogar ein ganzes Land zu vernichten, die einen gegenwärtigen Diktator bejubeln und einen vergangenen wieder auf das Podest heben. Dabei halten sie sich für das große, ausgesprochen friedliche Volk mit besonderer Mission, nämlich die „bösen“ Westen und Amerika (in der Ukraine!) zu bekämpfen. Zu solch einem verlogenen Volk gehöre ich nicht. Punkt.

Ist es nicht sonderbar, dass man in Russland, Rumänien oder sonstwo als Deutscher betrachtet wurde – in Deutschland dagegen als Russe oder Rumäne.?
Noch blöder „Deutschrusse“ oder „Deutschrumäne“.
Ja watt denn nu?
Manch Siebenbürger Sachse stellte dann die Frage, was denn eine Ziege sei, die im Schweinestall geboren wird.
Alles Liebe für Dich Rosa!
Michael
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Ganz herzlichen Dank! ❤️
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Liebe Rosa,
das möchte ich unterschreiben: Es gibt nur eine Seele, nämlich die menschliche.
(Zumindest sollte es diese geben: Menschlich sollte eine Seele sein.)
Dennoch habe ich mich schon, angelehnt an Erwin Ringel, mit der österr. Seele beschäftigt. Dazu gibt es schon Beobachtungen meinerseits, wo ich Verhaltensweisen als typisch zuordnen möchte – typisch deswegen, weil sie einfach nicht wegzudenken sind, leider! Sie wiederholen sich, obwohl damit bitterste Erfahrungen verknüpft sind. Ich denke dazu ja als Österreicherin kritisch – mache also Beobachtungen an eigenen Landsleuten und an ihren Eigenheiten, die mir so typisch erscheinen, ohne behaupten zu wollen, dass alle so sind! Nein, es sind nicht alle so, das möchte ja auch unser Herr Bundespräsident so gerne klargestellt wissen. Und doch …
Ich kann allerbestens nachvollziehen, dass Du nicht als Russin gesehen werden möchtest. Auch, dass man Dir nicht mit einer „russischen Seele“ kommen soll … Warum fällt es Menschen so schwer, zu verstehen, dass es in Russland eben auch Deutsche gab / gibt, die keine Russen waren / sind?
Sehr gerne hätten wir einmal das kunstreiche St. Petersburg gesehen … Es bleibt wohl beim Traum!
Bin erst vor kurzem am Russendenkmal in Wien vorbeigekommen. Das war ein sehr trauriger Moment für mich …
Vor allem auch, weil ich weiß, dass es Russ*innen gibt, die das, was viele ihrer Landsleute unterstützen, nicht unterstützen. Wie soll all das noch enden?
Es macht mich tieftraurig, in so einer Welt voller Hass zu leben. Was muss eigentlich noch kommen, um zu einer gelebten Menschlichkeit zu finden?
Nachdenkliche, aber sehr liebe Grüße zu Dir!
Ich wünsche Dir einen gut verbrachten Sonntag!
C Stern
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Wohl wahr – auch viele der Russinnen und Russen habe bestimmte Eigenschaften, die ein anderes Volk nicht hat. Ich weiß aber nicht, ob der Grund dafür in der Nationalität liegt oder doch eher an der dauerhaften einhämmernden Propaganda, von der sie noch nie frei waren. Oder vielleicht nur kurz, in den Perestrojka-Jahren.
Sehr traurig, was aus dem Land geworden ist. Vorhin habe ich mir noch einmal meinen Bericht von der Russlandreise 2003 durchgelesen. Damals bestand noch Hoffnung, dass das Land einen guten Weg einschlägt, heute scheint diese Hoffnung völlig utopisch. Und ja – keiner weiß, was noch kommt.
Liebe Grüße und eine schöne neue Woche!
Rosa
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Die Scham einem bestimmten Volk zuzugehören und somit Teil seiner Vergangenheit zu sein, kann ich, wenn auch auf andere Weise, gut nachempfinden. Seit ich in der Schule erstmals bewusst und in aller Gänze mit der jüngeren deutschen Geschichte konfrontiert wurde und von der unbeschreiblichen Schuld erfuhr, die wir während des Nationalsozialismus´ auf uns luden, fiel ich in ein bodenloses Loch. Ich war allein durch meine Geburt Teil dieses Geschehens geworden und schämte mich entsetzlich dafür!
Inzwischen habe ich erlebt, dass die Bevölkerung eines Landes zwar eine Gemeinschaft bildet, aber aus ebenso vielen Entscheidungen, Schicksalen und Charakteren besteht, wie sie Bürger hat, und es nicht richtig ist, es in seiner Gesamtheit abzuurteilen, nur weil ein kranker, despotischer und unterdrückender Teil in Wort und Tat den Rest dominiert. Ich bin mir selbst nicht sicher, wie sich lebenslange Gehirnwäsche und Gewaltherrschaft auf mich und meinen Lebenslauf ausgewirkt hätte. Mein Zorn richtet sich somit an jene führenden Unterdrücker, an all die debilen Psychopathen, die ein unmenschliches Vergnügen dabei empfinden, wenn sie ihre Machtfantasien ausleben und sich an der nackten Angst und dem Entsetzen der Welt laben. Ich bin wütend auf Kriegsgewinnler, auf Oligarchen, die im Leid anderer ihre persönliche Bereicherung finden, auf die aufgeblasenen Ochsenfrösche, die im Staatsfernsehen ihre abnormalen Hetzen quaken und wundere mich natürlich auch darüber, dass so viele Russen glauben (wollen), was sie dort sehen und hören.
Wer sich nicht wehrt, nicht aufbegehrt, wer schweigend duldet, macht sich mitschuldig, heißt es. Ja, Mitläufer erleichtern dem kranken, menschenverachtenden Haupt das widerwärtige Handeln, aber nicht jeder ist mit dem Mut gesegnet, den ein Widerstand benötigt. Spätestens seit Corona wissen wir, wie lange ein Immunsystem braucht, um einen Feind zu identifizieren, zu lokalisieren, ihn zu bekämpfen und letztlich mit wirksamer Strategie zu eliminieren. Nicht nur der russische „Organismus“ funktioniert ähnlich zäh und er muss noch etliche hilfreiche „Impfungen“ über sich ergehen lassen.
Ganz, ganz allmählich sickert offensichtlich in die Bevölkerung Russlands eine Ahnung der objektiven Wahrheit, wie ich kürzlich las. Ich hoffe, dass sie bald auch den entlegensten Winkel dieses unvorstellbar weiträumigen Landes erreicht und die Menschen erfahren, wie ihre Söhne, ihre Männer, ihre Väter wie seelenlose Kriegsmaschinerie an der Front verheizt werden und zu welchen unmenschlichen Gräueltaten sie selbst fähig und verpflichtet sind.
Du, liebe Rosa, musst dich weder rechtfertigen noch schämen, denn bei näher Betrachtung bist Du etwas Wunderbares. Du bist der kulturelle Brückenschlag zwischen zwei Völkern. Du hast beide Seiten buchstäblich erlebt, sprichst beide Sprachen und vermittelst. Sofern die Menschheit sich nicht vorzeitig atomar auslöscht, wird sich ohnehin aus der Völkervielfalt irgendwann ein Volk der Erdenbürger „zusammen mendeln“. Grenzen, Reviere wird es hingegen vermutlich immer geben – so ticken wir. Wir sind auf das Auffinden von Unterschieden konditioniert und werden immer etwas finden, worauf sich der Eine etwas einbildet, um den Anderen zu erniedrigen. Und wir werden stets empathische Seelen wie dich brauchen, die Brücken schlagen.
(Entschuldige bitte den langen Kommentar, aber selbst schuld – warum regst du auch mit deinen Beiträgen die Gedanken deiner Leser an.😬)
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Liebe Heather,
danke für Deinen ausführlichen und (ebenso!) anregenden Kommentar. Deine Gedanken stimmen mit den meinen überein. Nun, das zeigt wieder einmal, wie ähnlich wir beide ticken 😃.
„Ganz, ganz allmählich sickert offensichtlich in die Bevölkerung Russlands eine Ahnung der objektiven Wahrheit durch“. Mir scheint es auch so. Es gibt in den russischen Foren schon weniger Stimmen, die sich für Putin aussprechen. Nur die „Alten“ lassen von ihrer Meinung kaum ab. Kürzlich sah ich ein Video, in dem sich eine aufgebrachte Frau meines Alters (allerdings – SO alt bin ich auch wieder nicht 😳) über die Ukrainer ausließ, dass sie alle, auch Kinder, getötet werden müssen, „damit sich diese Fäulnis nicht weiter ausbreitet“. Diese Frau (oder eher Kreatur?) ist wirklich nicht mehr zu retten, da helfen keine Argumente mehr.
Zitat aus Deinem Kommentar: „Du, liebe Rosa, musst Dich weder rechtfertigen noch schämen, denn bei näher Betrachtung bist Du etwas Wunderbares. Du bist der kulturelle Brückenschlag zwischen zwei Völkern. Du hast beide Seiten buchstäblich erlebt, sprichst beide Sprachen und vermittelst.“
Danke sehr für diese Hochschätzung! „Brückenschlag“ klingt gut. Aber ob meine Vermittlung etwas bringt? Es ist wohl nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, der sofort verpufft. Doch – Aufgeben ist nicht. Wir machen weiter … Und auf eine friedvolle Zukunft, in der die Menschheit zu einem Volk wird, hoffe ich ebenso; wir werden diese Zeit jedoch nicht mehr erleben. 🙁
Herzliche Grüße
Rosa
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Du weißt doch: „Steter Tropfen höhlt den Stein“. Alles was gut gelungen ist (ja, es gibt auch Gutes), wurde ebenfalls von unseren Vorfahren vorbereitet, mitgestaltet und auf den Weg gebracht. Und so pflanzen auch wir unsere kleinen Samenkörner und wässern sie mit diesem Tropfen, der nicht verdampft und verloren geht, sondern im ewigen Kreislauf zurückkehrt.💧
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Das hast Du aber schön gesagt. 😍
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🤗! (Aber leider wieder einmal als Antwort falsch einsortiert. Ob ich es noch lerne?)
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Das macht doch nichts, passiert mir auch manchmal. 😉
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