Dank Petra Schaberger und Quintessenz-Manufaktur habe ich die Möglichkeit bekommen, 100 Fragen zu meiner Person und meinem Leben zu beantworten. Ich bin selbst neugierig, was dabei herauskommt. 😉
Nachfolgend die ersten vier Fragen mit meinen Antworten.
Fragen und Antworten, 1 – 4
1. Wann und wo wurden Sie geboren?
Geboren ist die Rosa Schütz im Frühjahr 1954 im sibirischen Dorf Dobroje Pole. Ursprünglich hieß der Ort Schönfeld und war von deutschen Siedlern 1906 gegründet worden. Unter den Gründern, die diese Ländereien einem russischen Gutsbesitzer abgekauft hatten, um sie zu bewirtschaften, waren auch meine Großeltern väterlicherseits. Sie kamen aus Taganrog, einer Hafenstadt in Südrussland an der Küste des Asowschen Meeres.
2. Was waren weitere Ereignisse in Ihrem Geburtsjahr und welchen Einfluss hatten diese gegebenenfalls?
Das Leben im Dorf war damals sicher nicht einfach, der Alltag gefüllt mit viel Arbeit und Sorgen. Ich kann mir vorstellen, wie schwer es sein musste, unter gegebenen Umständen ein Kind großzuziehen. Und wenn es sieben gewesen sind?
Was in der Siedlung zu dieser Zeit geschah, ist mir leider unbekannt. Aber ein paar Ereignisse im großen Land habe ich recherchiert.
- 1954 übergab Stalins Nachfolger Nikita Chruschtschow die im Krieg schwer zerstörte Halbinsel Krim der Ukraine. Niemand kennt die genauen Gründe für seine Entscheidung. Wie wir wissen, ist der seit Jahren schwellende Streit um die Halbinsel immer noch nicht gelöst.
- Am 31.03.1954, genau am Tag meiner Geburt, schlug die UdSSR den Westmächten ihren Beitritt zu NATO vor, unter der Voraussetzung, dass sich die Westmächte an einem europäischen Sicherheitspakt beteiligen würden. Doch dieser Beitrittswunsch wurde abgelehnt.
- Ab 1954 wurde die Insel Nowaja Semlja von der Sowjetunion zur Durchführung atmosphärischer und unterirdischer Atombombentests benutzt. Zu alledem wurden auf der somit radioaktiv verseuchten Insel auch noch ausrangierte Nuklearwaffen und Atom-U-Boote gelagert, die das ökologische Desaster vervollständigten. Aber damit hatte ja die Regierung der Sowjetunion keine Probleme und keine Skrupel.
Eine Bemerkung noch – bedeutend für mich. Die Russlanddeutschen unterstanden während und nach dem Zweiten Weltkrieg einer sogenannten Kommandantur mit strengen Meldepflichten und Ausgangsbeschränkungen. Die Kommandantur wurde erst im Januar 1956 aufgehoben und erst dann durften sie sich auch außerhalb ihres Wohnortes frei bewegen. Also bin ich quasi im Gefängnis geboren worden, in dem ich fast zwei Jahre meines Lebens verbracht hatte …
Was geschah denn 1954 in Deutschland, wollte ich auch einmal wissen. Im Internet fand ich folgende Eintragungen. Quelle: https://www.was-war-wann.de/
- 04.01.1954. In Duisburg werden die ersten Parkuhren der Bundesrepublik aufgestellt.
- 23.03.1954. Bayern beschließt als letztes Bundesland das Ende der Entnazifizierung.
- 25.03.1954. Die deutsche Frauenrechtlerin Gertrud Bäumer stirbt in Bethel bei Bielefeld.
- 17.04.1954. Die Bundesregierung und der Bundestag lehnen die Anerkennung der DDR ab und stellen den Alleinvertretungsanspruch der Bundesrepublik fest.
- Die Fußball-WM in der Schweiz brachte am 4. Juli das „Wunder von Bern“ hervor. Deutschland besiegte Ungarn im Endspiel mit 3:2 Toren und wurde Weltmeister.
- 13.12.1954. Der Rechtsausschuss des Bundestages lehnt es ab, unverheirateten Frauen die Anrede „Frau“ für den Umgang mit Behörden zuzugestehen. Damit bleibt die Bezeichnung „Fräulein“ im amtlichen Sprachgebrauch gültig.
3. Sind Sie nach jemanden benannt? Wenn ja, nach wem und warum?
Ich bin nicht im Krankenhaus, sondern zu Hause geboren, zu welcher Tageszeit, ist mir zwar nicht bekannt, aber ich weiß, dass Tante Rosa (Mamas älteste Schwester) die Geburt begleitete und sich die ersten Tage um Mutter und Kind kümmerte. So kam ich zu dem Namen Rosa. 😊
Meiner Tante, einer außergewöhnlichen Frau, habe ich diese kleine Geschichte gewidmet, geschrieben 2014. (Auf das Cover klicken und bei BookRix lesen – natürlich kostenlos).
4. Gab es in Ihrer Familie eine Erzählung rund um Ihre Geburt?
Dazu habe ich nichts zu melden, außer dem oben schon geschriebenem. Nun fürs Erste ist es doch gar nicht so wenig. 😉
Auf dem Beitragsfoto: Die kleine Rosa Schütz, vier Jahre alt.
100 Fragen zur Autobiografie kann man kostenlos hier herunterladen:
https://quintessenz-manufaktur.de/autobiografie/
Der Puppenkopf sieht ein bisschen gruselig aus 😉
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Stimmt! 😀 Eine ganze Puppe hatte ich nicht, weiß auch nicht, woher der Kopf kommt … Kann sein – von meiner ersten und somit auch letzen Puppe, an die ich mich nicht mehr erinnere.
Wenn man genauer das Foto betrachtet, sieht man vielleicht meine verweinten Augen. Ich wollte nicht vor die Kamera. Das ist bis heute so geblieben. ☺️
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Rund 4.500 km und nur 17 Tage lagen zwischen Deiner und meiner Geburt. Heute ist es ein ganzes Leben. Das macht Biografien so spannend – ich freue mich schon auf die weiteren Antworten!🧡
LG, Heather
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Das ist ein aufregender Gedanke. Wir sind zur gleichen Zeit in so verschiedenen Welten aufgewachsen, wussten kaum etwas über das jeweils andere Land, und doch haben wir uns getroffen, wenn auch nur zum Gedankenaustausch – nicht persönlich. Für mich, als ich noch unter Einfluss von kommunistischer Propaganda stand, war Deutschland fremd und voller Menschen, die unter den Kapitalisten litten … Dabei war es andersrum … Hätte ich damals gedacht, wo und wie (und mit wem 😉) ich zukünftig leben würde?
Ich freue mich ebenso auf die nächsten Fragen, habe sie bewusst gar nicht richtig mir angesehen – damit die Spannung bleibt.
Liebe Grüße
Rosa
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Ich hab deine offenen und ehrlichen Antworten sehr goutiert. Über deinen Charakter kam dabei nichts Neues für mich raus. Du bist dir immer treu und legst ans Licht, was ans Licht muss. Das macht dich aus. Ich bin sehr froh, dich zu kennen, weil du authentisch zu dir stehst und das anprangerst, was Lüge und Manipulation war im alten Russland.
Ich bin kein Russlandhasser, aber was Recht ist, muss Recht bleiben und die Verbrechen gehören angezeigt, wo auch immer. Nichts verjährt, was Todesopfer gefordert hat. Im Gesetz vielleicht, aber nicht in der Moral und Moral ist das einzige Gesetz, das nicht zu brechen ist und ewig besteht.
Du bist für mich ein großer Mensch 🙂
Alles Liebe, Sven ❤
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Danke … ❤️❤️❤️ 😊
Leider läuft es in Russland nicht so, wie es sich für einen Rechtsstaat gehört. Die Archive sind verschlossen. Die Verbrechen, die Massenhinrichtungen und die Millionen Opfer werden am liebsten verschwiegen und für viele ist Stalin immer noch der Vater der Nation. 😡
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Solange Putin seinen kleinen Penis im System hat, wird sich auch nichts ändern .. Der kleine selbstherreliche Psychopath wurde jetzt in Russland zum sexiest Man alive gewählt, trotz altväterlicher Hängebrust und schmalen Schultern. Warum macht das das Volk, warum lässt sich das Volk das gefallen? Lieben sie den wirklicn?
Ich wünsch dir nur das Beste, dein Sven 🙂
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Nicht alle, aber doch viel zu viele, besonders die älteren Menschen lieben ihn. Aber ich hoffe, dass Russland doch noch nicht ganz „verloren“ ist, vielleicht schafft es die neue Generation das Ruder herumzureißen.
Alles Liebe dir
Rosa
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Liebe Rosa,
Ich sage es wieder: für mich bist du eine großartige, starke Frau. Du hast mehr erlebt, als viele Andere. Du bist klein, und doch so groß. Du scheust dich nicht, offen und ehrlich zu schreiben. Du kehrst nichts unter den Teppich, du nennst die Dinge beim Namen. Ich bewundere dich und ich bin sehr glücklich, zu deinen Freunden zu zählen.
Ps: 1954 bin ich in die Schule gekommen, Manfred auch.
Mach weiter so, lass dich niemals von irgendwem bremsen. 📖😍
Christel
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Ich danke dir, liebe Christel, für deine Worte. 💗 So stark fühle ich mich gar nicht … Wie oft fehlt sie mir – die Stärke. ☺️
Ich bin auch glücklich, euch beide zu meinen Freunden zählen zu dürfen. Und ich mache weiter, allen Widersachern zum Trotz. 😉
Herzliche Grüße
Rosa
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