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In einer anderen Welt

Ein kleines Notizbuch, noch aus alten Zeiten, mit allerlei Eintragungen und damaligen Adressen meiner Verwandten und Freunde ist verantwortlich für folgende Erinnerungen.

Notizbuch
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Entwarnung? Hoffentlich!

Vorhin habe ich mit meiner Schwester telefoniert, sogar 20 Minuten lang. Schon an der Stimme merkte ich, dass es ihr ein wenig besser geht. Auf jeden Fall hat sie nicht mehr gesagt, dass sie sterben will, sondern dass sie ein paar Bissen zu sich nehmen konnte (gestern noch wollte sie das Essen verweigern, um so zu verhungern). Morgen besucht sie ihr Sohn. Das ist gut, vielleicht lenkt er sie etwas ab und bringt sie auf positive Gedanken, insofern das bei einer so tiefen Depression möglich ist.

(Aneta befindet sich in der geschlossenen Abteilung und da ist anscheinend einiges los. Rumgerenne und Geschrei auf dem Gang – erzählt sie. Ein „Psycho“ kommt sogar in ihr Zimmer und streichelt ihr über den Kopf oder den Arm. Sie schickt ihn raus, aber nach einer Weile steht er wieder an ihrem Bett. Meine Frage, ob sie denn wenigstens eine Klingel für den Notruf am Bett hat, verneinte sie. Ein seltsames Krankenhaus …).

Hoffentlich geht es jetzt wirklich bergauf. Ich wünsche es ihr so sehr!

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Update zu „Schock“

Bei meiner Schwester wird die Elektrokonvulsionstherapie (EKT) eingesetzt. Die erste Behandlung war heute, die nächste (von insgesamt acht bis zehn) ist am kommenden Dienstag. Noch trat keine Besserung ein und Aneta ist immer noch im tiefen „Loch“ und will nicht mehr leben. Tröstende oder aufbauende Worte sind nutzlos und sogar fehl am Platz. Sie muss allein durch diese Hölle. Das äußerst Qualvolle in ihrer Situation (kenne ich aus meiner – ähnlichen) ist die Zeit. Zäh und dickflüssig, bleibt sie fast stehen, ist unendlich und hat keinen Ausweg. Man ist darin gefangen – für immer und ewig …
Es nimmt mich sehr mit, aber ich kann nichts tun, nur hoffen, dass die Therapie nach der zweiten, oder dritten, oder vierten Anwendung doch noch anschlägt.

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Schock

Meine Schwester hat versucht, sich das Leben zu nehmen. Mit einem Besteckmesser. Da sie stark zitternde Hände hat und das Messer auch noch zu stumpf war, schaffte sie es nicht, die Vene zu durchtrennen. Also hat sie weiter mit dem Schrankschlüssel herumgebohrt, doch auch ohne Erfolg. So verging die Nacht. Morgens hat sie die Verletzung verstecken wollen, da sie beabsichtigte, in der darauffolgenden Nacht weiterzumachen. Aber die Wunde wurde entdeckt, musste versorgt und sogar genäht werden.

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