Veröffentlicht in Persönliches, Psyche

Es bleibt verborgen oder Corona kennt keine Weihnachten

Meine Frau hat es erwischt – das Corona-Virus. Es kam wie angeflogen abends am 23. Dezember, mit den üblichen, bekannten Symptomen. Der Test am Tag danach hat es bestätigt – Covid-19 hat zugeschlagen. Corona kennt eben keine Weihnachten. Alle Feierlichkeiten sind nun gecancelt, Heiligabend bei Freundinnen fällt aus, Familientreffen beiderseits an folgenden Tagen finden auch nicht statt.

Etwas Gutes hat das Ganze. Meine Angst ist weg – diese panische Unruhe, die ich alljährlich im Dezember verspüre und die verschwindet, sobald meine Lieben sich alle bei uns versammelt haben. Dieses Mal hat sich die Panik im selben Moment verflüchtigt, als mir klar wurde, dass der Besuch ausbleibt. Das stärkt meinen Verdacht, dass ich als Kind an so einem Tag des Familientreffens etwas Schlimmes erlebt haben muss. Was es war, gibt allerdings das Unterbewusstsein mir weiterhin nicht frei. Es bleibt verborgen und ich kann nur mutmaßen.

Ja, ich bin trotzdem traurig und bedauere, dass Weihnachten ausfällt, aber das belastet mich bei Weitem nicht so sehr wie diese dunkle undefinierbare Furcht.

Fürwahr – die Psyche des Menschen ist unergründlich.

PS: Meiner Frau geht es heute schon etwas besser, aber die Kraft fehlt ihr. Mich hat das Virus bis jetzt nicht angegriffen. Ich hoffe – es bleibt so.

Veröffentlicht in Literatur, Persönliches, Rezension

Der lange Weg aus der Finsternis

„Vom Hasen, der auszieht, die Angst zu verlieren“ – Rezension

Schon allein das Cover des Buches macht neugierig und zusammen mit dem Titel verspricht das Memoir eine packende Reise. Nun bin ich dem Hasen gefolgt und meine Erwartungen sind sogar übertroffen worden.
Es ist ein kluges, ehrliches, Hoffnung spendendes Buch und so geschrieben, wie ich es selbst schreiben würde, wenn ich so perfekt mit der Sprache umgehen könnte.

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Veröffentlicht in Persönliches, Psyche

Das nicht Greifbare

Es hat mich wieder in seiner Gewalt – das Unheimliche, das nicht Greifbare – schon seit Samstagmorgen. Diesmal dauert es viel länger als sonst.
Gedanken- und Bilderfragmente ploppen aus meinem Unterbewusstsein (oder wo auch immer sie herkommen) auf. Noch bevor ich etwas fassen, verstehen oder „ansehen“ kann, entziehen sie sich meinem Verstand, flüchten vor mir. Hin und wieder überflutet mich ein ganzer Schwarm davon und löst jedes Mal einen heftigen, heißen Schwindelanfall aus. Das alles fühlt sich äußerst befremdlich an, ist zermürbend und macht mir Angst. Ich will, dass es endlich aufhört! Aber mich dagegen wehren kann ich nicht, ich kann nur warten, bis diese Schnipsel, Fetzen und Splitter wieder untertauchen und der Sturm in meinem Kopf sich legt.

Folgender Button führt zu einem früheren Blogartikel von mir (erklärend zum Thema):

Veröffentlicht in Musik, Persönliches

Balsam für die Seele

In dunklen Zeiten der Angst, einer Angst, die mich immer wieder heimsucht, besonders im Dezember, hilft mir die Musik. Das Ergebnis mehrerer Jahre – ist meine Sammlung ziemlich groß. Es sind Klänge, die mich direkt berühren, meine inneren Saiten anspielen; sie sind wie Balsam für meine Seele. Es darf keine Discomusik oder Ähnliches sein – die ertrage ich in solchen Momenten nicht, nein – die Melodien müssen sich meinem Gemütszustand anpassen, mit mir fühlen, trauern und weinen können. Dann denke und spüre ich, dass es sich doch lohnt, zu leben, auch wenn nur, um diese wundervolle Musik hören und genießen zu können. Dann wird der Schmerz erträglicher und ich weiß – ich bin nicht ganz verloren in dieser Welt; ich weiß – ich bin ein kleines, dennoch bedeutendes Teilchen des unendlichen Universums.

Veröffentlicht in Persönliches, Psyche

Wie immer

Der letzte Monat des Jahres und ich – wir vertragen uns nicht. Sobald der Dezember seinen Lauf nimmt, verändert sich unweigerlich auch meine Stimmung. Es wird dunkler in mir; etwas macht mich unruhig, nagt, zieht und zerrt an meinem Gemüt. Dieses Unheimliche holt alle meine Ängste ans Licht, lässt sie größer, bedeutsamer, schwerer werden. Die Angst um meine Lieben, besonders um mein Sorgenkind, macht sich im mir breit, die Furcht vor der ungewissen Zukunft lässt mich nicht los. Das bedrückende Gefühl, das Leben sei nicht lebenswert, ist wieder präsent – schwächer als im Moment einer Panikattacke, dennoch deutlich spürbar.

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Veröffentlicht in Kurzgeschichten

Die Hölle – Teil 2

Kurzgeschichte

So verging der erste Tag ihrer Einsamkeit. Maja schlief in der Nacht wider Erwarten gut und fühlte sich am nächsten Morgen etwas entspannter, obwohl der rechte Fuß genauso schmerzte, wie zuvor und sich an ihrer Lage nichts geändert hatte. Sie war jetzt weniger mit dem Versuch beschäftigt, ihre Angst und Ungläubigkeit zu bändigen; sie richtete ihre Aufmerksamkeit mehr auf die Umgebung und deren eventuellen Veränderung, sah sich sehr genau die Wohnungsräume an, die Möbel, die Gegenstände und gewann tatsächlich das Gefühl, dass irgendetwas anders war.
War es ein bestimmter Blickwinkel? Ein geschärftes Wahrnehmungsvermögen? Ein besonderes Licht? Es kam Maja vor, als habe sich alles etwas verschoben, als sei das Tageslicht dunkler als sonst.

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Veröffentlicht in Kurzgeschichten

Die Hölle – Teil 1

Kurzgeschichte

Zum Wortspiel: „Es war ein verdammter Sonntagvormittag wie immer – nur Luna war nicht da“.

Noch im Schlaf, aber wissend, dass sie träumt, spürte Maja die Panik wachsen. Sie musste sofort aufwachen, sie musste heraus aus diesem Traum, zurück in die Wirklichkeit, sonst war es zu spät. In einem verzweifelten Versuch sich zu befreien, schnappte sie nach Luft, schrie und riss die Augen auf …

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Veröffentlicht in Autobiografie, Persönliches

Stilles Kind

Die nächsten Fragen zu meiner Biografie.

Fragen und Antworten, 7 9

7. Waren Sie ein lebhaftes, oder stilles Kind? Was wurde über Sie erzählt?
8. Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Kindheit?
9. Was ist eine der frühesten Erinnerungen, die Sie haben?

Mir wurde von anderen erzählt, ich sei kein lebhaftes Kind gewesen, sondern still, schüchtern und ängstlich. So habe ich mich auch selbst in Erinnerung.

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Veröffentlicht in Diktatur, Persönliches, Social Media

Inspiriert durch Corona

Vor einiger Zeit riefen die Freunde der Stadtbücherei Lüdenscheid zu einem Schreibwettbewerb auf. Thema: „Erfahrungen mit der Corona-Pandemie“. Die Idee dazu kam von einer Lüdenscheiderin. Bürgermeister Sebastian Wagemeyer übernahm die Schirmherrschaft über das Projekt. Nun sind einige Texte und sogar Gedichte zusammengekommen. Mit dabei auch ein Beitrag von mir: „Corona und die Diktatur“. Es ist mehr oder weniger eine Zusammenfassung meiner Gedanken, die ich schon in diesem Blog mit euch geteilt habe.
Die Textsammlung gibt es nur online. Ihr findet sie auf der Homepage:
Freunde der Stadtbuecherei Luedenscheid – Aktuelles

Oder direkt hier als PDF-Datei:

Veröffentlicht in Allgemein, Diktatur, Persönliches

Über die Diktatur

Was geht vor in der ganzen Welt und was passiert da gerade in Deutschland? Wir alle befinden uns in einem Ausnahme-Zustand, in einer Krise. Man kann sie Pandemie, man kann sie Covid-19, man kann sie Corona nennen – es ändert diesen Zustand nicht. Einige nennen sie jedoch: „Der Weg in die Diktatur“ und prophezeien – wir werden bald tief mittendrin sein. Wenn ich das höre und lese, dann stellen sich mir die Haare zu Berge und ich denke: „Wie jetzt – Diktatur überall, in allen Ländern? Oder nur in Deutschland?“ und: „Wisst ihr überhaupt, was eine Diktatur ist?“
Ja, wisst ihr das?

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Veröffentlicht in Drabble, Kurzgeschichten

Nachts

Drabble

Ihre Angst war groß. Wird er sie wieder holen, so wie er es fast jede Nacht tat? Nur selten entkam sie ihm. Wenn es ihr manchmal gelang, ihn abzuwehren, konnte es passieren, dass er sie am helllichten Tag, in einem Moment ihrer Unachtsamkeit, doch noch erwischte.
Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie angestrengt in die Dunkelheit. Nur wachsam bleiben, konzentriert, dann würde sie merken, wenn er kommt. Dann würde sie eine Chance haben, seinen Fesseln zu entfliehen. Eine Chance zu siegen.
All’ ihre Mühe war jedoch vergebens.
Der Schlaf übermannte sie und beförderte sie direkt in die Klauen ihres Albtraumes.


Das war’s auch schon – das vierte und letzte Drabble … Vorerst. Man kann ja nie wissen, was noch kommt …😉

Ein Drabble ist eine pointierte Geschichte, die aus exakt 100 Wörtern besteht.
Die Überschrift wird nicht mitgezählt.

Veröffentlicht in Literatur, Poesie, Psyche

Heimsuchung

NIBIRU schreibt ausdrucksstarke und wunderschöne Gedichte, die so viel an Lebenserfahrungen, Gefühlen und Empfindungen wiedergeben, dass ich oft denke – ja, genauso hätte ich es auch gern in Reime gefasst, wenn ich denn könnte. Aber zum Dichten fehlt mir das Talent, dafür kann ich jedoch ein bisschen Prosa 😉

„Heimsuchung“ weiterlesen
Veröffentlicht in Autobiografie, Persönliches, Psyche

Zersplittert

Zum ersten Mal wurde ich damit im Alter von neunzehn Jahren konfrontiert. Es war, als ob sich plötzlich ein Aktenvernichter in meinem Kopf aktivierte, der meine Gedanken, Empfindungen und Erinnerungen lautlos kleinhackte. Wie vom Donner gerührt, verstand ich in dem Augenblick nicht, was da in meinem Hirn abgeht, und als nach relativ kurzer Zeit (Minuten, Stunden?) der ‚Aktenvernichter‘ verschwand und normale Gedanken wieder möglich waren, war ich sehr erleichtert. Ich schrieb diese Merkwürdigkeit meiner Müdigkeit zu – ich fühlte mich an dem Tag wirklich ziemlich erschöpft.
Leider blieb es nicht bei diesem einen Mal.

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Veröffentlicht in Autobiografie, Menschsein, Persönliches

Von Umarmungen und anderen Herzlichkeiten

Es war nicht nur der Sprung in eine fremde Welt, es war das Eintauchen in eine andere Atmosphäre … damals, vor 25 Jahren. In eine wärmere Atmosphäre, sowohl im direkten als auch im übertragenen Sinne. Schon von dem Moment an, als wir das Areal der Lufthansa im Moskauer Flughafen Domodedowo betraten, spürte ich sie – die Veränderung. Im Flugzeug die Crew – lächelnd, einladend, hilfsbereit. Am Flughafen Frankfurt am Main – alles hell, ruhig, ohne Hektik. Die Gesichter der ersten Deutschen, denen ich begegnete, so ganz anders – entspannt, freundlich. Frei.

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