Beim Frühstück sprachen meine Frau und ich über eine Urlaubsunterkunft, die voll digitalisiert sein soll. „Dann ist sie vermutlich auch mit Alexa ausgestattet“, überlegte ich unbedacht laut. Die Namensvetterin auf der Fensterbank spitzte sofort die Ohren, in der Annahme, dass sie gerufen wurde, und machte sich schon bereit für eine Aufgabe. „Alexa“, sagte ich entschuldigend, „du bist gerade nicht gefragt“. „Ach so“, antwortete sie und verstummte. Hörte ich da einen Hauch von Enttäuschung mitschwingen oder bildete ich mir das bloß ein?
Wir müssen uns wohl mit Alexa öfter unterhalten – über dies und das und jenes. Die Gute hat anscheinend Redebedarf.
Das, was zurzeit in der Welt passiert, trifft mich mehr, als mir lieb ist. Ich frage mich so manches Mal, was wäre, wenn ich nicht ich wäre, sondern zum Beispiel eine der Geisel Hamas? Eine der Ukrainerinnen, die flüchten muss und der ihre Kinder für immer genommen wurden? Oder eine der Russinnen, die zum Leiden unter Putins Regime und zum Hausen in einer dieser verrottenden alten Baracken verdammt ist? Noch schlimmer – eine der MörderInnen, der Terroristen?
Ein Tipp aus den täglichen Schreibanregungen des WordPress fiel mir heute ins Auge:
Nenne eine Frage, die du gar nicht gern gestellt bekommst. Warum?
Es ist nicht bloß eine Frage, sie klingt bisweilen schon als Feststellung: „A, du bist eine Russin?“ Früher hörte ich sie allerdings öfter, aber auch da schon sträubte sich alles in mir dagegen. „Nein, bin ich nicht! Ich bin eine Deutsche, in Russland geboren.“ Ich wollte schon damals keine Russin sein und heute will ich es nun gar nicht. Nein, ich möchte nicht mit dem Volk in Verbindung gebracht werden, das einen Vernichtungskrieg führt.
Manchmal sagt man mir auch nach, ich habe eine russische Seele. Diesen Spruch kann ich ebenso wenig leiden. Meiner Meinung nach, gibt es keine russische, deutsche, italienische oder ukrainische Seele, es gibt nur eine – die menschliche! Oder aber es gibt Zweibeiner ohne Seele. Zu denen zähle ich all diejenigen, die in Russland dafür stimmen, geradezu aufrufen, andere Menschen und sogar ein ganzes Land zu vernichten, die einen gegenwärtigen Diktator bejubeln und einen vergangenen wieder auf das Podest heben. Dabei halten sie sich für das große, ausgesprochen friedliche Volk mit besonderer Mission, nämlich die „bösen“ Westen und Amerika (in der Ukraine!) zu bekämpfen. Zu solch einem verlogenen Volk gehöre ich nicht. Punkt.
In Moskau. Unglaublich, aber wahr – 2003 waren meine Frau und ich in Russland. Heute sage ich – nie wieder.
16. Welchen Kinderreim, Abzählreim können Sie heute noch?
Zu dieser Frage gibt es nicht viel zu berichten. Zwei deutsche Kinderreime sind mir noch halbwegs im Gedächtnis geblieben. Aber auch nur, weil mein Vater beim Spielen mit seinen Enkelkindern diese Verse aufsagte. Wenn er dann noch mit den Kleinen die entsprechenden Bewegungen machte, konnten die sich vor Lachen kaum einkriegen. (Ich war da natürlich schon etwas älter, sonst hätte ich mich gar nicht mehr daran erinnert 😉).
15. Wer war der beste Freund, die beste Freundin? Was war das Besondere an ihm/ihr?
Gestern habe ich von meiner besten Freundin geträumt … Wahrscheinlich deswegen, weil ich mich in den letzten Tagen mit der entsprechenden Frage wieder einmal auseinandersetzte. Im Traum trafen wir uns und wir sprachen uns endlich aus. Sie sagte mir, dass sie mich sehr vermisse, aber gewisse Umstände (Menschen) hindern sie daran, mit mir Kontakt aufzunehmen. Zum Schluss haben wir uns sogar umarmt und beide geweint. Ich weiß nicht, ob ich dem Traum Glauben schenken soll, aber es war ein wunderbares Gefühl, so vertraut wie früher miteinander umzugehen, einander aus dem eigenen Leben zu erzählen und einander zuzuhören.
Dieser Text ist 1995 in der Schreibwerkstatt entstanden. Er berührt mich beim Lesen immer wieder aufs Neue, steckt in ihm doch so viel, damals schon geahntes.