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Ein alter Brief

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Geboren bin ich 1954 in einem deutschen Dorf in Westsibirien (Gebiet Omsk), lebe seit 1992 in Deutschland. Nach 18 Jahren Bibliotheksarbeit in Omsk und 20 Jahren in der Stadtbücherei Lüdenscheid bin ich nun seit Dezember 2019 Rentnerin. Ich schreibe gern auf meinem Blog und verfüge über eine Homepage. Es gibt zwei Buchveröffentlichungen von mir: Autobiografisches „In der sibirischen Kälte“ und Novelle „Andersrum“. Außerdem bin ich Mitautorin in einigen Almanachen des BKDR Verlages und in verschiedenen anderen Anthologien.

13 Kommentare zu „Ein alter Brief

  1. Ein mutiger Brief. So oder so ähnlich könnte auch ich Briefe schreiben – Ich bin zwar nicht homosexuell sondern nur autistisch, aber auch mich haben Menschen deswegen fallen lassen. Auch Familienmitglieder, insbesondere Geschwister.
    Du hast mir mit diesem Brief Mut gemacht, ich werde dennoch keinen solchen schreiben. Danke fürs zeigen.

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    1. Danke, Piri! Es fühlt sich gut an, zu wissen, dass man jemand mit seiner Tat Mut macht. Ich bin mir jedoch sicher, auch wenn du solch einen Brief nicht schreiben würdest, beweist du auf andere Art und Weise deinen Mut und meisterst dein Leben mit allen seinen Aufgaben. 😍

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  2. Ja, liebe Rosa,
    auch ich bewundere deine offene, rückhaltlose Ehrlichkeit und deinen Mut. Andererseits spüre ich durch viele Zeilen deiner Beiträge stets deine (durch unterschiedliche Verursacher) zutiefst verletzte Seele, die, wenn überhaupt, nur langsam heilt!

    Ich selbst war schon 40 Jahre alt, als der Bundestag die endgültige Streichung des §175 beschloss, und bin als Pubertierende und später als Praktikantin nicht selten in den „Genuss“ deftiger, zotiger Homosexuellenwitze gekommen. Die Zeit war, wie sie war. Wer etwas anderes behauptet, ist nicht ehrlich. Empathische Menschen haben jedoch die grandiose Option, ihr Leben lang dazu zu lernen. Nichts muss bleiben, wenn Fehler identifiziert wurden. Und wir haben schon gelernt, denkt man an die jahrhundertelange Zeit der Verfolgung und Verurteilung Homosexueller!

    Ich gestehe freimütig, dass es mir tatsächlich im Grunde meines Herzens immer „wumpe“ war, wie X oder Y sexuell orientiert sind/waren oder welche anderen oberflächlichen Unterschiede (Herkunft, Hautfarbe, Glauben …) es gibt/gab und entsprechend bunt war die kleine Schar meiner Freunde. Einzig wichtig ist mir der Charakter, der mit meinem kompatibel sein sollte. Die sogenannte Wellenlänge muss stimmen! Nie war es für mich überhaupt von Bedeutung, welches Geschlecht von wem bevorzugt wurde – das ist geschützte Privatsphäre, die selbstredend zu respektieren ist.

    Ich selbst stelle mich schließlich nirgendwo vor, indem ich als erstes sage „Hallo, ich bin Heather, sehe zwar wie ein Mannweib aus, bin aber eine alte Hetefrau.“ Als junge Frau hat mich die vorschnelle optische Aburteilung und das Schubladendenken meiner Mitmenschen oft verletzt, ich habe mich dennoch weder verbiegen können, noch wollen.

    Du, liebe Rosa, wirst verbohrte und/oder altersstarrsinnige Menschen mit nichts erreichen können, denn kein noch so gutes Argument käme gegen schlichte Liebe und Akzeptanz an. Und wenn ein Teil deiner Familie und Freunde nicht einmal dazu bereit ist, ist auch alles Reden für den *****! Und anderen, fremden Mitbürgern bist du ohnehin in keinster Weise zu Erklärungen verpflichtet. Lege deinen Samen lieber in Herzen, die bereit dafür sind.

    Regenbögen stehen in meinen Augen nicht nur für die LGBTQ-Community, sondern für alle Menschen, die stempellos leben möchten. Intoleranz, Dummheit und Klischeedenken finden sich in jeder Gruppierung der Welt. Es gibt keine Randgruppen – die Weltbevölkerung IST ein Konglomerat aus Randgruppen und jeder könnte, sofern er möchte, sich irgendwo anstellen.

    Ganz liebe Grüße, Heather

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    1. Liebe Heather, danke für deinen Zuspruch!
      Es ist schade und auch frustrierend, feststellen zu müssen, dass Menschen an ihren Vorstellungen und Vorurteilungen festhalten und nicht gewillt sind, ihre Meinung zu ändern. Nur selten gelingt es, ein Verständnis zu erlangen. Meine Stiefmutter damals hat mir zugehört und verstanden, was mich bewegt. Es war ihr fremd, ich weiß, und trotzdem hat sie mich und auch meine Frau respektiert, den Kontakt nicht abgebrochen und uns sogar in unserer Wohnung besucht. Das fanden wir ganz wundervoll. Leider lebt auch sie nicht mehr.
      Ich hoffe doch, das die Menschen immer toleranter werden, auch diejenigen, die aus meiner alten Heimat kommen. Bloß die zwei Geschwister habe ich, ehrlich gesagt, für immer aufgegeben. Da ist nun wirklich nichts mehr zu machen.
      Viele herzliche Grüße
      Rosa

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  3. Liebe Rosa,

    vielen Dank, das du diesen Brief mit uns geteilt hast.
    Es war damals mit Sicherheit nicht einfach für dich, ihn zu schreiben. Und es ist auch schade das du nie eine Antwort erhalten hast.

    Fühl dich ganz fest von mir gedrückt.
    Liebe Grüße
    Trude

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    1. Danke, liebe Trude! 🥹
      Zufällig traf ich einmal im Verlauf der nächsten Jahre Herrn H., er tat so, als ob nichts wäre, kein Wort zum Thema. Wir tauschten ein paar Floskeln aus – das war’s dann auch schon.
      Herzlichst 💕
      Rosa

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