Veröffentlicht in Autobiografie, Drabble

Keine Faulheit!

Drabble

Der Samstag galt im Elternhaus als Putztag. Das ganze Haus aufzuräumen, Staub zu wischen und die Böden zu säubern, war mir ein Graus. Man bedenke – im Dorf gab es viel Dreck. Aber ich musste es tun, auch wenn ich erst zwölf Jahre alt war. Mutter duldete keine Faulheit.

Nachdem die Arbeit erledigt war, fühlte ich mich ebenso erledigt, doch auch froh, es wieder geschafft zu haben. Es war ein schönes Gefühl, die sauberen Zimmer noch einmal zu inspizieren und die letzten Kleinigkeiten zu korrigieren. Nun konnte ich mich den Dingen widmen, die mir wirklich Spaß machten.

Bis zum nächsten Putztag.

Haus im Dorf, Sibirien
Das Elternhaus, ca. 1966
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Autor:

Geboren bin ich 1954 in einem deutschen Dorf in Westsibirien (Gebiet Omsk), lebe seit 1992 in Deutschland. Nach 18 Jahren Bibliotheksarbeit in Omsk und 20 Jahren in der Stadtbücherei Lüdenscheid bin ich nun seit Dezember 2019 Rentnerin. Ich schreibe gern auf meinem Blog und verfüge über eine Homepage. Es gibt zwei Buchveröffentlichungen von mir: Autobiografisches „In der sibirischen Kälte“ und Novelle „Andersrum“. Außerdem bin ich Mitautorin in einigen Almanachen des BKDR Verlages und in verschiedenen anderen Anthologien.

12 Kommentare zu „Keine Faulheit!

  1. (…)
    „Nie ließ zu Thränen mich mein Stolz —
    Doch ohne Scham dort weinte ich.
    Wer sah mich? Nur das dunkle Holz,
    Der Mond, der hoch am Himmel stand!
    Von seinen Strahlen übergossen
    Lag ich bedeckt mit Moos und Sand,
    Von dichter Waldesmau’r umschlossen.“ (…)

    (aus: Ich suchte trotz der Dornen Stechen; M. J. Lermontow)
    Dank deines Links beim Blättern durch seine Gedichte gefunden.

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  2. In einem Thriller, oder war es sogar ein Horrorthema, las ich vom angenommenen Gedächtnis der dinglichen Welt (und den Auswirkungen) und dachte daran bei deinem Drabble. Was wenn das Elternhaus, die Möbel und das verbaute Holz sich an die Sorgen und Nöte ihrer einstigen Bewohner erinnerten, so wie sie sich an sie erinnern? Ja, es muss ein Horrorthema gewesen sein ;o).

    Andererseits liebe ich das Gefühl über geschichtsträchtige Steine oder Wege zu laufen, Räume in Schössern, Burgen oder deren Ruinen zu durchschreiten und zu fühlen, dass die einzige Barriere zwischen unseren Füßen die Zeit ist. Ich danke dir für deine Erinnerungen.

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  3. Meine Mama hat immer gesagt, wenn wir fertig waren mit der Arbeit: „Jetzt bist Du frei!“ Das ist für mich heute noch so ein Satz, der mir richtig was gibt, wenn ich fertig bin und dann „frei“ bin.

    Ich mag Deine Erinnerungs-Einträge. Toll, was für Fotos Du noch hast von früher.

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    1. „Jetzt bist Du frei!“ – das klingt gut und wirklich befreiend. 😊
      Meine Mutter sagte nie etwas – es war mehr oder weniger meine Pflicht, und ich erwartete auch kein Lob oder Ähnliches.
      Danke für dein Interesse an meinen Beiträgen, das freut mich sehr. 😍
      Liebe Grüße
      Rosa

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    1. Im Dorf in Sibirien öffnete jeden Samstag die Banja, ein Badehaus mit getrennten Räumen – für Frauen und Herren. Ich habe es gehasst, mich vor anderen Frauen und Mädchen waschen zu müssen, nackt zu sein.
      PS: Sorry, Werner, ich habe deinen Kommentar erst jetzt entdeckt und freigeschaltet. 😳

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