Veröffentlicht in Humor, Kurzgeschichten

In der Tinte

Diesen Text fand ich neulich in meinem alten Notizbuch, das noch aus der Zeit der Schreibwerkstatt stammt (1994). Die Aufgabe der Kursleiterin war – jeder Teilnehmer wirft ein Wort in den Raum und schreibt dann eine kleine Geschichte, in der alle vorgeschlagenen Wörter vorkommen müssen.
Blödsinn – zugegeben – das, was ich daraus gemacht habe, doch irgendwie auch witzig. (Die Fehler habe ich eben beseitigt 😉).
Lachen muss ich jetzt noch, jedoch mit einem Seufzer bei dem Gedanken, wie jung (relativ), aber unerfahren ich damals im Deutsch-Schreiben war … Nun beherrsche ich gut (relativ) die Sprache, bin aber alt (relativ) und nicht mehr so fit, um meine Kenntnisse in vollem Umfang anwenden zu können. Was sagt man dazu? … So ist das Leben und der Lauf der Dinge? …😊

Also – Das waren die Begriffe:
Seife – Astronaut – Humor – netto – Eifersucht – Tinte – Ofen – reich – Toyota – Eis


Es ist allgemein bekannt, dass ein Astronaut viel mehr netto verdient als ein einfacher Sterblicher. Ob alle Astronauten reich sind, bleibt dahingestellt. Und wenn schon? Was nützt einem der Reichtum, wenn er monatelang im engsten Raum eingesperrt ist und in der Schwerelosigkeit hängen muss? Da kann er auch den teuersten Toyota nicht fahren.

Und was nützt dem Armen das viele Geld, wenn seine Frau auf der Erde allein, unbeaufsichtigt lebt und alles machen kann, was sie will, wenn sie die Möglichkeit hat, sich so richtig auszutoben? So manch einem Raumfahrer brach schon das Herz vor Eifersucht, so manch einer saß tief in der Tinte des Weltalls, die er mit keiner Seife mehr abwaschen konnte.

Wir jedoch – diejenigen, die ein bisschen Humor besitzen – werfen all‘ diese Gedanken in den Ofen und gehen jetzt Eis essen.

Ende

Autor:

Geboren bin ich 1954 in einem deutschen Dorf in Westsibirien (Gebiet Omsk), lebe seit 1992 in Deutschland. Nach 18 Jahren Bibliotheksarbeit in Omsk und 20 Jahren in der Stadtbücherei Lüdenscheid bin ich nun seit Dezember 2019 Rentnerin. Ich schreibe gern für meine Blogs und für die Homepage. Es gibt zwei Buchveröffentlichungen von mir: "In der sibirischen Kälte" und "Andersrum". Einige meiner Texte sind auch als eBooks im Internet frei zugänglich.

6 Kommentare zu „In der Tinte

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