Leseprobe zu meinem autobiografischen Buch im Literaturmagazin „Schreib was“

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Anfang der Leseprobe

„Am 2. Dezember spätnachmittags waren Eugen und ich so nahe am Tor, dass wir hoffen durften, noch an diesem Tag abgefertigt zu werden. Als man das Portal öffnete, um die nächste Gruppe Wartender einzulassen, brach großes Durcheinander aus. Menschen schrien, stießen einander weg; Männer, die kräftig genug waren, drängten sich rücksichtslos nach vorn.

Mir blieb vor Schreck fast das Herz stehen. Ich kann mir bis heute nicht erklären, wie Eugen und ich es schafften, beieinander zu bleiben. Neben uns entwickelte sich eine Schlägerei. Eugen nutzte die ‚Gunst der Stunde‘ und schob mich zum offenen Tor … und auf einmal waren wir nicht mehr davor, sondern dahinter, auf dem Gelände der Botschaft. Mein Herz klopfte aufgeregt – endlich! Jetzt würde hoffentlich nichts mehr ‚schieflaufen‘! Mir war bekannt, dass man schon so manchen abgewiesen hatte, weil sich irgendeine Übersetzung in den Papieren als fehlerhaft erwies.

Es war warm, hell und ruhig in der deutschen Botschaft. Man führte uns in ein Zimmer und stellte ein paar Fragen, die ich zum Glück beantworten konnte. Dann schlug die Stunde der Wahrheit. Ich sah gebannt zu, wie die Visa in unsere Pässe eingeklebt wurden. Alles lief reibungslos. Jetzt konnte uns nichts mehr aufhalten. Es sei denn, wir bekamen keine Flugtickets … diese Hürde musste auch noch genommen werden.

Aber diesmal war das Glück insoweit auf unserer Seite, dass wir schon am 4. Dezember in einer Maschine der Lufthansa saßen und vom russischen Boden wahrhaftig und endgültig abhoben …“