Bad Sooden-Allendorf … diesen Ort erkläre ich hiermit zu meiner Urheimat. Das klingt ein wenig pathetisch, ich weiß. Doch schon bei meinem ersten Besuch im Sommer 2021 habe ich diese alte Stadt in Hessen ins Herz geschlossen und dort verankert – als meine verlorene und wiedergefundene Heimat. Es ist so, als ob mein Herz die Fühler ausgestreckt, seine Wurzeln in diesem Ort ertastet und sich damit verbunden hätte. Auch das klingt pathetisch – aber ich kann dieses eigenartige, innige Empfinden kaum anders ausdrücken.
„Meine Urheimat“ weiterlesenSchlagwort: Deutschland
Leseprobe zu meinem autobiografischen Buch im Literaturmagazin „Schreib was“
Seitdem kann ich es nicht lassen
Der Deutschsprachkurs, den ich vor 30 Jahren als Aussiedlerin absolviert hatte, war eine wunderbare Zeit. Er ermöglichte den Teilnehmern, nicht nur die Sprache zu erweitern und zu vertiefen, sondern auch das Land und die Leute kennenzulernen, kreativ zu sein. Gelegentlich sollten wir zu dem einen oder anderen Thema auch Aufsätze schreiben. Meine Texte fielen unserer Lehrerin besonders auf und ich erntete immer wieder Lob. Das tat meinem Selbstwertgefühl gut und motivierte mich noch mehr.
„Seitdem kann ich es nicht lassen“ weiterlesenDie „Unterhaltung“
Etwas Neues aus Odnoklassniki (ihr wisst – die Plattform, auf der sich viele Russischsprachige herumtreiben – nicht nur Putins aggressive Befürworter, auch solche, die Widerworte geben (darunter auch ich).
Die Tage hatte ich ein Video geteilt, in dem die zerbombten ukrainischen Städte gezeigt werden und in dem eine Stimme die Russen auffordert, ganz genau hinzusehen …
Daraufhin entbrannte folgende Diskussion zwischen einer Userin und mir.
Ich übersetze – gewissermaßen etwas frisiert, da die russischen Obszönitäten sich nicht ins Deutsche umwandeln lassen. Aber das kennt ihr sicher schon.
Nicht nur Eigenwerbung
Der neue Literaturalmanach 2022 mit Werken der russlanddeutschen Autorinnen und Autoren ist bei mir angekommen. Ich freue mich aufs Lesen, denn ich weiß – es wird bewegend. Umso größer die Freude, da auch mein Beitrag, mit dem Titel „Der Kreis hat sich geschlossen“, sein Plätzchen im Buch fand.
„Nicht nur Eigenwerbung“ weiterlesenJetzt wissen wir’s
Gestern in den Tiefen von Odnoklassniki diese Perlen der menschlichen „Intelligenz“ entdeckt. Ein User, der sich Wiking nennt, hat vollen Ernstes in einer Diskussion erklären wollen, warum Menschen homo- oder transsexuell sind. Er wohnt in Deutschland und stammt, wie ich vermute, aus Russland (sein Russisch ist allerdings so miserabel, dass es schlimmer kaum noch geht).
So etwas hat die Welt noch nicht gewusst. Aber jetzt! Haltet euch bloß fest und fallt nicht vom Stuhl!
Es macht mir Angst
Das russischsprachige Forum „Odnoklassniki“ (Mitschüler) hatte ich schon in meinem Blog erwähnt. In gewisser Weise ist es wie Facebook. Ich bin da auch angemeldet, ebenso wie viele meiner ehemaligen Mitschüler, Leute aus dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin. Einige leben in Deutschland, die anderen in Russland oder sonst wo auf der Welt. Obwohl ich schon mehrmals kurz davor war, die Mitgliedschaft zu beenden, habe ich es noch nicht getan. Es gibt da so viele Putin- und sogar Stalin-Anhänger, dass es manchmal nur noch widerlich ist. Gerade jetzt, in diesen schlimmen Zeiten, kristallisiert sich deutlich heraus, wer wer ist, und leider musste ich schon etliche Namen aus meinem Freundeskreis entfernen. Aber ich stehe auch im Kontakt mit Menschen, die ich sehr schätze, die kritisch das Geschehen in Russland sehen und sich nicht scheuen, ihre Meinung offen zu schreiben. Diese Menschen möchte ich dann doch nicht ohne Unterstützung lassen. Bedauerlicherweise sind wir in der Minderheit und ich gebe zu – das macht mir Angst. Was ist nur los mit der Welt?
„Es macht mir Angst“ weiterlesenZwei Orte – zwei Charaktere
Im Beitrag „Ein Ort zum Innehalten“ habe ich schon erwähnt, dass meine Frau und ich auf dem Nachhauseweg aus Bayern einen Abstecher nach Kirchheimbolanden machen werden, in den Ort, aus dem die Vorfahren meiner Mutter kommen.
Das haben wir auch getan.
Inspiriert durch Corona
Vor einiger Zeit riefen die Freunde der Stadtbücherei Lüdenscheid zu einem Schreibwettbewerb auf. Thema: „Erfahrungen mit der Coronapandemie“. Die Idee dazu kam von einer Lüdenscheiderin. Bürgermeister Sebastian Wagemeyer übernahm die Schirmherrschaft über das Projekt. Nun sind einige Texte und sogar Gedichte zusammengekommen. Mit dabei auch ein Beitrag von mir: „Corona und die Diktatur“. Es ist mehr oder weniger eine Zusammenfassung meiner Gedanken, die ich schon in diesem Blog mit euch geteilt habe.
Die Textsammlung gibt es nur online. Ihr findet sie auf der Homepage: Freunde der Stadtbuecherei Luedenscheid – Aktuelles.
Mein Beitrag:
Corona und die Diktatur
Was passiert da gerade in Deutschland, in der ganzen Welt? Wir alle befinden uns in einer Krise, die großen Schaden anrichtet. Man kann sie Pandemie, man kann sie Covid-19, man kann sie Corona nennen – die Bezeichnung ändert diesen Zustand nicht. Menschen sterben, die Wirtschaft leidet, Unternehmen werden insolvent. Das unsichtbare Virus spaltet gleichwohl unsere Gesellschaft und ruft eine Vielzahl Querdenker hervor, deren Sichtweise größtenteils extremer Natur ist. Da wird Coronaimpfung mit Mord gleichgestellt und Quarantäne mit einem Konzentrationslager verglichen. Es wird behauptet, Coronapandemie sei bloß ein Trick, ausgedacht und verbreitet von einer geheimen Weltmacht, um die Bevölkerung der Erde zu versklaven, und die Regierung Deutschlands gehöre dazu. Angela Merkel will uns in die finstere Diktatur führen; sie hat sich das gar zum Ziel gesetzt – auch solche Stimmen sind laut.
„Wir werden bald tief mittendrin sein. Wir sind schon mittendrin!“, lese ich in dem einen oder anderen Blogbeitrag und alles sträubt sich in mir dagegen: „Diktatur? Überall? Oder nur in Deutschland?“ und ich frage die Verfasserin oder den Verfasser: „Weißt du überhaupt, was eine Diktatur ist?“
Wie erwartet, kommen Antworten, in denen es um die Nazipartei, Hitler, die Jahre 1933 bis 1945 geht.
Sieht es in Deutschland denn tatsächlich so aus, als ob eine Partei oder eine Person die Macht übernommen hätte, um alle anderen zu unterdrücken? Werden Coronamaßnahmen, von „oben“ aufgezwungen, dazu benutzt, um uns in den Abgrund zu treiben?
Ich weiß nicht, ob alles richtig ist, was die Regierung macht. Es ist schlimm, dass die Geschäfte und Restaurants geschlossen sind, dass es den Selbstständigen so schlecht geht. Auch ich stehe skeptisch einigen Regelungen gegenüber. Es könnte doch sein, dass alles übertrieben ist, dass es andere Wege gibt. Aber ich denke auch – wer weiß schon, was in solcher Situation angemessen und was falsch sein soll? Und ich sage mir – wir haben immer noch unsere grundsätzlichen Freiheiten, die uns in einem demokratischen Land keiner so einfach wegnimmt.
Ich bin keine Medizinerin, keine Wirtschaftsexpertin, keine Politikerin, sondern bloß eine Frau, die sich ihre Gedanken macht. Ich komme aus einer anderen Welt, wenn man das so sagen darf, und ich weiß, was Diktatur wirklich heißt. Eine Diktatur, die mehr als 70 Jahre lang dauerte, die es heute noch in einigen Ecken der Welt gibt, auch immer noch bedingt in meiner alten Heimat – in Russland. Eine Diktatur, von der zwar nicht ich betroffen war, aber meine Großeltern und Eltern sowie Millionen Menschen, die verfolgt, vertrieben, dem Hunger und der Kälte ausgesetzt, in Lager gesperrt, gefoltert, vergewaltigt und ermordet wurden. Nicht „nur“ ein paar Millionen – zig Millionen! Ich will hier keine Zahlen nennen, denn darum streiten sich selbst die Historiker – ich möchte hier bloß ein paar Wahrheiten einbringen.
1933. Die Tyrannei nimmt weiter Fahrt an. Meine Großeltern (mit fünf Kindern) werden aus ihrer Heimat in der Ukraine nach Sibirien deportiert. Grund: sie waren christlich, „reich“ und dazu auch noch deutscher Nationalität. Also – selbst schuld.
Vier Jahre später. 1937 – der Höhepunkt der Repressalien. Wieder trifft es Großvater, der zusammen mit seinem Sohn und acht weiteren Dorfbewohnern verhaftet wird. Neun Männer, darunter Großvater und mein Onkel, werden schon wenige Wochen danach hingerichtet, einer bekommt zehn Jahre Straflager. Grund? Es gab keinen, außer dass sie angeblich Volksverräter wären. Von ihrem Schicksal erfuhren die Familien erst Ende der 80er-Jahre.
1942. Mein Vater wird für sieben Jahre in die Trudarmija (Arbeitsarmee) Zwangs-mobilisiert, obgleich zwei kleine Kinder zurückbleiben und meine Mutter ein drittes Kind erwartet. Grund: er war ein Deutscher, also ein potenzieller Faschist, also hatte er seine Schuld zu begleichen und dem Vaterland (dem Diktator) zu dienen.
Das betrifft nur eine (meine) Familie. Wie viele solcher Familien gab es in der UdSSR (nicht nur deutsche), wie viele Dörfer und Städte? Wollen wir einmal die Schicksale zusammenrechnen? …
Nein, diejenigen, die jetzt in Deutschland auf die Straßen gehen (habt ihr eigentlich eine Ahnung, wie viele Neonazis und dergleichen da mitmarschieren?), schreien und die Diktatur voraussagen – ihr wisst nicht, was eine Diktatur ist. Aber wenn ihr wollt – ihr könnt sie wahrhaftig und am eigenen Leib erfahren, schon jetzt, schon heute. Dazu braucht ihr nur nach Belarus zu fahren. Oder nach Tschetschenien. Oder meinetwegen auch nach Russland. Geht doch dort einmal zum Protestieren auf die Straßen. Was meint ihr, geschieht dann mit euch? …
Ich frage mich immer wieder: warum? Warum denken die Querdenker so … so radikal „quer“?
„Wischt euch den Sand aus den Augen und fasst Mut, die Dinge so zu sehen, wie sie tatsächlich sind – auch wenn es vielleicht nicht so leicht fällt, sich einzugestehen, dass man Mitläufer und Feigling war und ist“, lese ich in einem Blogartikel, und es kocht in mir hoch.
Wenn dann noch auf meinen Kommentar die Antwort kommt, dass jeder für sich prüfen müsse, ob er in antidemokratischen Verhältnissen leben wolle, und wenn nicht, ist er aufgefordert mutig Stellung zu beziehen (wobei natürlich ich gemeint bin), kann ich es kaum fassen.
Ich muss so etwas nicht einmal prüfen, um Stellung zu beziehen – ich weiß, wie ich leben will.
Wie kommt man darauf, dass Menschen, die nicht die gleiche Querdenker-Meinung haben, in antidemokratischen Verhältnissen leben wollen, dass sie von „Mainstreammedien“ manipuliert sind, dass sie keinen Mut haben? Alle Menschen, die ich kenne, sind für die Demokratie, auch wenn sie sich nicht unbedingt als Querdenker bezeichnen, auch wenn sie die Pandemie-Regeln befolgen und die meisten von ihnen vorhaben, sich impfen zu lassen. Warum nimmt man sich heraus, sie zu beschuldigen, sie wären Feiglinge und Mitläufer. Mitläufer wohin? In die finstere Diktatur? …
Warum sind Querdenker überzeugt, dass sie in allem recht haben? Vielleicht sollten sie doch nicht ausschließlich quer denken, sondern auch manchmal schlicht gerade, und vielleicht liegt die Wahrheit ja dazwischen, oder ganz woanders, und unsere Demokratie ist trotzdem nicht gefährdet? … Wenn man nur quer denkt, läuft man Gefahr, eines Tages stecken zu bleiben oder gänzlich in den Verschwörungstheorien zu versinken, die zurzeit das Internet überschwemmen und zum Teil so absurd sind, dass sie schon lächerlich wirken.
Diese Regierung macht einiges falsch – das streite ich gar nicht ab. Aber ihr zu unterstellen, dass sie (zusammen mit anderen Regierungen) sich Corona ausgedacht hat, dass sie absichtlich die Demokratie zunichtemachen und das Land in den Ruin treiben will, ist schier ungeheuerlich. Es sind Behauptungen, die keinen Boden haben.
Eine interessante Frage kommt mir gerade in den Sinn: Gegeben der Fall, es wären keine Maßnahmen ergriffen, alle Bürger hätten frei zu entscheiden, wie sie sich verhalten, es würde nicht nach Impfstoffen geforscht, nicht geimpft – wie würden Querdenker dann reagieren? Ich fürchte, ihre Empörung wäre dann noch größer, nur ginge sie in die umgekehrte Richtung.
Oder resultiert meine Stellung zum Thema „Corona und die Diktatur“ daraus, dass ich selbst aus dem totalitären Regime komme? Dass ich zu viel darüber weiß? Sehe ich das Ganze hierzulande deswegen mit anderen Augen, weil ich mir nicht eingestehen will, dass ich aus einer Diktatur in die andere hineingeraten bin? Ist das mein „Problem“?
Ja, es ist mir zuwider, Deutschland auch nur ansatzweise mit der ehemaligen Sowjetunion, der DDR oder einem anderen totalitären Staat zu vergleichen! Ich kann es nur fortwährend wiederholen – ich erkenne in Deutschland keine Diktatur, weder jetzt noch in absehbarer Zukunft.
Sollte ich mich irren, dann … dann verstehe ich die Welt nicht mehr.
Hier geht es direkt zur PDF-Datei:
Das Grab meiner Mutter
Es ist für mich inzwischen so selbstverständlich – mein Leben im Wohlstand, in der Demokratie. Und doch denke ich oft an vergangene Zeiten, daran, was für ein Glück (im Unglück) ich hatte, in Russland als Deutsche geboren zu sein. Sonst wäre meine Familie dem totalitären Regime wohl niemals entkommen.
Eigenartig, dass das Land mir erst im Nachhinein wie ein Albtraum vorkommt. Als ich noch dort lebte und keine Alternativen kannte, schien mir mein Leben normal zu sein.
Ich hatte zu arbeiten und meine Kinder zu versorgen, mich um meinen Mann zu kümmern und meine Freundschaften zu pflegen. Natürlich hatte ich reichlich Kummer, aber auch viele Glücksmomente.
Was der Sozialismus wirklich bedeutet, zeigte sich den Menschen erst in den letzten Jahren der Sowjetunion. Denn als das morsche System in sich zusammenbrach, erblickten wir die zahllosen Leichen im Keller. Die ganze Welt erschauderte angesichts der unmenschlichen Verbrechen an der eigenen Bevölkerung.
Im Schatten
Alles, was in Deutschland nicht zu gebrauchen war, ließ ich in Russland zurück, nicht nur materielle Dinge, auch veraltete Lebenseinstellungen und einige Gewohnheiten im Alltag. Nur die Depression konnte ich nicht so einfach loswerden, sie blieb in meinen Schatten versteckt und sobald sie die erstbeste Gelegenheit bekam, trat sie hervor. Lange hatte sie nicht warten müssen, schon bei der Ankunft am 4. Dezember 1992 im Frankfurter Flughafen schlug sie erbarmungslos zu. Seitdem läuft sie zwar meistens nebenher, findet jedoch ab und an immer noch ein passendes Schlupfloch, um sich zu zeigen und mir den Weg zu erschweren.
„Im Schatten“ weiterlesenBin ich gegen die Demokratie?
Immer wieder lese ich darüber, auch hier – bei WordPress – dass Angela Merkel und Co. uns in die Diktatur führen würden, dass sie sich das gar zum Ziel gemacht hätten. Bei Facebook sind manche Posts noch extremer. Dort wird die Impfung mit Mord gleichgestellt und Quarantäne mit dem KZ.
„Bin ich gegen die Demokratie?“ weiterlesenÜber die Diktatur
Was geht vor in der ganzen Welt und was passiert da gerade in Deutschland? Wir alle befinden uns in einem Ausnahme-Zustand, in einer Krise. Man kann sie Pandemie, man kann sie Covid-19, man kann sie Corona nennen – es ändert diesen Zustand nicht. Einige nennen sie jedoch: „Der Weg in die Diktatur“ und prophezeien – wir werden bald tief mittendrin sein. Wenn ich das höre und lese, dann stellen sich mir die Haare zu Berge und ich denke: „Wie jetzt – Diktatur überall, in allen Ländern? Oder nur in Deutschland?“ und: „Wisst ihr überhaupt, was eine Diktatur ist?“
Ja, wisst ihr das?
Vor genau zwei Jahren erstellt
Präsentation mit Sway
Winter in zwei sehr unterschiedlichen Welten :-)
| Man erzählt, dass es auch in Deutschland mal den richtigen Winter gab. Früher … vor vielen Jahren … vor vielen, vielen vielleicht? Denn schon 1992, als ich im Dezember nach Deutschland kam, empfing mich diese Jahreszeit mit Plus-Temperaturen. Seitdem erlebe ich sie selten frostig und nie durchgehend unter null und mit Schnee. So, wie es sich im Winter eigentlich gehört. Da war es doch in Sibirien ganz anders … Oben auf die Überschrift oder unten auf den eingefügten Link klicken, scrollen, schauen und staunen. 😉 |
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Titelbild: Hemer 2016, winterliche Aussicht


