Schlagwort: Schreiben
Seitdem kann ich es nicht lassen
Der Deutschsprachkurs, den ich vor 30 Jahren als Aussiedlerin absolviert hatte, war eine wunderbare Zeit. Er ermöglichte den Teilnehmern, nicht nur die Sprache zu erweitern und zu vertiefen, sondern auch das Land und die Leute kennenzulernen, kreativ zu sein. Gelegentlich sollten wir zu dem einen oder anderen Thema auch Aufsätze schreiben. Meine Texte fielen unserer Lehrerin besonders auf und ich erntete immer wieder Lob. Das tat meinem Selbstwertgefühl gut und motivierte mich noch mehr.
„Seitdem kann ich es nicht lassen“ weiterlesenEin alter Brief
Warum ich diesen Brief (genauer gesagt, die Kopie davon) aufbewahrt habe? Warum ich ihn hier veröffentliche? Ich glaube, zu seiner Zeit war er ein Zeichen meines wachsenden Selbstvertrauens, meiner Entwicklung. Heute kann ich sagen, dass ich beim „Umkrempeln“ meines Lebens richtig vorgegangen bin. Von Anfang an war ich ehrlich zu mir selbst, zu meiner Familie und zu meinen Freunden. Es gab für mich nur diesen einen Weg – den Weg der Offenheit, um nach vorn zu gehen.
Eine Antwort auf den Brief bekam ich nicht. Die beiden (ein älteres Ehepaar, Name geändert), denen er adressiert war, leben auch nicht mehr.
„Ein alter Brief“ weiterlesenDie „Unterhaltung“
Etwas Neues aus Odnoklassniki (ihr wisst – die Plattform, auf der sich viele Russischsprachige herumtreiben – nicht nur Putins aggressive Befürworter, auch solche, die Widerworte geben (darunter auch ich).
Die Tage hatte ich ein Video geteilt, in dem die zerbombten ukrainischen Städte gezeigt werden und in dem eine Stimme die Russen auffordert, ganz genau hinzusehen …
Daraufhin entbrannte folgende Diskussion zwischen einer Userin und mir.
Ich übersetze – gewissermaßen etwas frisiert, da die russischen Obszönitäten sich nicht ins Deutsche umwandeln lassen. Aber das kennt ihr sicher schon.
„Du hast mich zum Weinen gebracht“
Heute ist meine Schwester Aneta 80 Jahre alt geworden. Aneta spielt eine besondere Rolle in meinem Leben. Elf Jahre älter als ich, war sie für mich in meinen jungen Jahren eine der wichtigsten und vertrauenswürdigsten Menschen. Sie hatte es nicht leicht in der Familie und auch als Erwachsene viel durchmachen müssen. In meinem Buch gibt es ein Kapitel über sie: „Das ungeliebte Kind“. Ja, das war Aneta für unseren Vater – ein ungeliebtes Kind.
„„Du hast mich zum Weinen gebracht““ weiterlesenNicht nur Eigenwerbung
Der neue Literaturalmanach 2022 mit Werken der russlanddeutschen Autorinnen und Autoren ist bei mir angekommen. Ich freue mich aufs Lesen, denn ich weiß – es wird bewegend. Umso größer die Freude, da auch mein Beitrag, mit dem Titel „Der Kreis hat sich geschlossen“, sein Plätzchen im Buch fand.
„Nicht nur Eigenwerbung“ weiterlesenKompromiss (manchmal geht es nicht anders)
An einen lieben Menschen
… Zu unserer Auseinandersetzung möchte ich Dir doch noch ein paar Zeilen schreiben. Eins vorab: ich weiß, dass Du einen Sinn für Gerechtigkeit hast und die Wahrheit Dir wichtig ist, dass Du alles hinterfragst und Antworten suchst. Aber das tue ich auch! Ebenso wie Du, verabscheue ich das grausame und sinnlose Töten, ganz gleich, ob es Ukrainer und Russen sind, die sterben müssen, oder ein anderes Volk.
„Kompromiss (manchmal geht es nicht anders)“ weiterlesenDer letzte Augenblick
Schon als Kind hatte ich mir viele Gedanken über das Leben, den Tod und das Universum gemacht. Ich war meistens in meiner eigenen inneren Welt unterwegs (das nennt man wohl „In sich gekehrt“), hatte meine besonderen Tag- und Nachtträume, in die ich flüchten konnte. Das Leben war für mich so etwas wie ein ‚Muss‘. Was blieb mir anderes übrig? Ich war da, ich musste leben. Wo und wie sollte ich mich auch davor verstecken, außer vielleicht in meinen Fantasien? Ich war sogar felsenfest davon überzeugt, dass ich unsterblich bin. Ich und Sterben? Nie im Leben! Wie soll das denn gehen, wenn ich selbst doch die ganze Welt bin? … Es war ein einzigartiges Gefühl, ein Gefühl, das ich nicht einmal beschreiben konnte, sogar jetzt nicht beschreiben kann. Es war wie ein unerschütterliches Wissen, ein Naturgesetz, vielleicht sogar speziell für mich geschaffen.
„Der letzte Augenblick“ weiterlesenDiskriminierung als Gesetz
Russland auf dem Weg ins Mittelalter
Das in Russland schon vor Monaten angekündigte neue Gesetz ist nun am 5. Dezember vom Präsidenten unterzeichnet. Es verbietet die Propaganda nicht-traditioneller sexueller Beziehungen, Geschlechtsumwandlungen und (in demselben Atemzug sozusagen!) Pädophilie. Somit wird homosexuelle Orientierung und Pädophilie praktisch gleichgestellt.
Das Gesetz gilt für alles, woraus Informationen gezogen werden können – Filme, Bücher, Computerspiele, Medien und so weiter. Es ist auch verboten, eine bestimmte Kategorie von Waren zu verkaufen, aber es gibt keine klaren Kriterien dafür, was als Propaganda angesehen werden kann. Ich befürchte, dass sogar Kinderzeichnungen, die einen Regenbogen zeigen, darunter fallen können. Werden dann die Eltern zu Verantwortung gezogen oder gar das Kind persönlich?
Blog-Jubiläum
WordPress meldet mir, dass „Mein Universum“ heute fünf Jahre alt geworden ist. So alt fühlt er sich noch gar nicht! 😃 Obwohl – es ist viel geschehen in dieser Zeit, sowohl in der Welt als auch in meinem eigenen Leben.
„Blog-Jubiläum“ weiterlesenDer neue Durchblick
Nun habe ich in meinem rechten Auge eine künstliche Linse. Die von Natur bestimmte hat leider ausgedient und gab mir die Umgebung nicht mehr in aller Pracht wider. Das tat sie (zusammen mit der linken, versteht sich), eigentlich noch nie richtig – wegen der angeborenen Hornhautverkrümmung (Astigmatismus). Ich hätte schon als Kind eine Brille tragen müssen. Aber wen interessierte es damals sonderlich, ob ein Kind gut oder nicht so gut sehen kann? Also kam ich in den Genuss einer wirklich passenden Sehhilfe erst in Deutschland. Aber auch damit erreichte ich bloß 70 % der normalen Sehkraft, gerade so viel, um den Führerschein zu bekommen.
„Der neue Durchblick“ weiterlesenIch komme wieder
Liebe Blog-Freundinnen und -Freunde,
da ich am Donnerstag, den 18. 08. am rechten Auge (das linke ist dann ein paar Wochen später dran) wegen grauen Stars operiert werde, kann ich demnächst nicht lesen und natürlich auch nicht schreiben. Das wird mir schwerfallen, aber was muss, das muss. Zum Glück habe ich genug Hörbücher und Musik für die Ohren.
Somit verabschiede ich mich von WordPress, Facebook und Co. für unbestimmte (hoffentlich kurze) Zeit, doch – ich komme wieder. 😉🙋♀️
Jetzt wissen wir’s
Gestern in den Tiefen von Odnoklassniki diese Perlen der menschlichen „Intelligenz“ entdeckt. Ein User, der sich Wiking nennt, hat vollen Ernstes in einer Diskussion erklären wollen, warum Menschen homo- oder transsexuell sind. Er wohnt in Deutschland und stammt, wie ich vermute, aus Russland (sein Russisch ist allerdings so miserabel, dass es schlimmer kaum noch geht).
So etwas hat die Welt noch nicht gewusst. Aber jetzt! Haltet euch bloß fest und fallt nicht vom Stuhl!
Beim Recherchieren entdeckt
Zu meiner großen Überraschung entdeckte ich neulich beim Recherchieren eine meiner Übersetzungen nach dem Buch „In der sibirischen Kälte“, veröffentlicht auf der Homepage des Deutschen Hauses der Republik Tatarstan.
Ja, ich erinnere mich, dass ich 2021 diesen Text, in dem es um meinen Vater geht, auf Anfrage des Leiters eingereicht habe. Da keine Rückmeldung kam, dachte ich, daraus wäre nichts geworden. Aber – siehe da, die Geschichte wurde doch veröffentlicht.
„Beim Recherchieren entdeckt“ weiterlesenEs ist mir eine Ehre
Mein Buch „In der sibirischen Kälte“ zählt zu den ausgewählten Buchempfehlungen auf dem Internet-Portal der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland. Es ist mir eine große Ehre!
„Es ist mir eine Ehre“ weiterlesenDie Sprache des Aggressors
Ein seltsames Gefühl kommt in mir auf, wenn ich meine Texte aus dem Deutschen ins Russische übersetze, wenn ich daran feile, um sie besser, aussagekräftiger zu machen. Ich empfinde dabei einen Hauch von Widerwillen, sogar so etwas wie … Schuld? Scham? … Es ist irrational – die Sprache kann nichts dafür, dass ein Staat, zu dem sie gehört, andere Länder überfällt und Kriegsverbrechen begeht. Bedauerlich, aber nachvollziehbar, dass Russisch zur Zeit von vielen verpönt wird. Für die einen ist sie die Sprache des Aggressors und des Feindes. Die anderen halten sie gar für geringwertig und verachten sie.
„Die Sprache des Aggressors“ weiterlesenWas würde Eugen sagen?
Was würde mein Ehemann, mit dem ich auch nach unserer Trennung eine gute Freundschaft pflegte, über den Krieg in der Ukraine, Putins Politik und die aktuelle Lage in Russland sagen?
„Was würde Eugen sagen?“ weiterlesenEs macht mir Angst
Das russischsprachige Forum „Odnoklassniki“ (Mitschüler) hatte ich schon in meinem Blog erwähnt. In gewisser Weise ist es wie Facebook. Ich bin da auch angemeldet, ebenso wie viele meiner ehemaligen Mitschüler, Leute aus dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin. Einige leben in Deutschland, die anderen in Russland oder sonst wo auf der Welt. Obwohl ich schon mehrmals kurz davor war, die Mitgliedschaft zu beenden, habe ich es noch nicht getan. Es gibt da so viele Putin- und sogar Stalin-Anhänger, dass es manchmal nur noch widerlich ist. Gerade jetzt, in diesen schlimmen Zeiten, kristallisiert sich deutlich heraus, wer wer ist, und leider musste ich schon etliche Namen aus meinem Freundeskreis entfernen. Aber ich stehe auch im Kontakt mit Menschen, die ich sehr schätze, die kritisch das Geschehen in Russland sehen und sich nicht scheuen, ihre Meinung offen zu schreiben. Diese Menschen möchte ich dann doch nicht ohne Unterstützung lassen. Bedauerlicherweise sind wir in der Minderheit und ich gebe zu – das macht mir Angst. Was ist nur los mit der Welt?
„Es macht mir Angst“ weiterlesenWelten
Kurzgeschichte
(Dies ist die erste meiner nicht allzu vielen Kurzgeschichten, 2010 online gestellt und 2019 überarbeitet). 😊
Sie fand das Büchlein im Bus. Es lag zwischen den Sitzen auf dem grauen Boden und war wegen seines ebenso grauen Umschlags kaum zu erkennen. Jennifer hätte es vielleicht auch übersehen, wenn sie nicht mit dem Fuß dagegen gestoßen wäre. Zuerst hielt sie es für einen ganz gewöhnlichen Taschenkalender, den jemand verloren hatte. Sie hob das Büchlein auf, durchblätterte es flüchtig. Es war kein Kalender. Fast bis zur Hälfte eng beschrieben, sah es eher wie ein Notizbuch oder ein Tagebuch aus – ein Minitagebuch. Unwillkürlich las Jennifer einen Absatz: „Schon der nächste Augenblick zeigt mir, wie sehr ich mich irre. Ich sehe sie kommen – Freunde, die bereit sind, mir in meiner schlimmsten Stunde beizustehen. Mein Hilferuf wurde vernommen, wie leise er auch gewesen sein mag. Ich bin nicht allein – eine überwältigende Erfahrung für mich …“
„Welten“ weiterlesen

